Ich habe mich kürzlich verliebt.
In eine verdammte Wanduhr.
Verrückt, oder? In eine Harley-Davidson-Wanduhr.
Das klingt vielleicht nach etwas, das sich dein Onkel in seiner Midlife-Crisis kauft. Und vielleicht tut er das sogar. Aber wer bin ich, das zu verurteilen – schließlich bin ich gerade selbst schwer damit beschäftigt, diese Uhr perfekt mittig über meiner Werkbank auszurichten.
Denn diese Uhr zeigt dir nicht einfach nur die Zeit an. Sie fordert dich heraus – wie ein Boxer, der dich provoziert, es noch härter zu versuchen.
“Manche Uhren fügen sich in die Umgebung ein. Diese hier kommt zu spät, klaut dir deine Pommes und du möchtest trotzdem gerne so sein wie sie.”
Keine Uhr – eine Persönlichkeit
Offiziell nennt sie sich Harley-Davidson Genuine Original Wall Clock. (Ja, es gibt tatsächlich verschiedene Designs, aber genau diese hier würde ich mir im Zweifel auch als Tattoo stechen lassen.)
Doch das wäre so, als würdest du James Dean „einen Typen, der Auto fuhr“ nennen.
Das Teil misst die Zeit nicht bloß – es verkündet sie.
Auf dem Zifferblatt prangen kräftiges Orange und klassisches Cremeweiß – Farben, die „Retro“ schreien.
Eine Schrift, so kräftig, dass sie dir beim Bankdrücken helfen und danach über Motorleistung fachsimpeln könnte.
Und dieses wunderbare, selbstbewusste Ticken… kein höfliches „Es ist drei Uhr“, sondern ein tiefes Knurren, das klar macht: „Du hast drei Stunden mit E-Mails vergeudet, statt deine Seele auf zwei Rädern neu zu kalibrieren.“
Manche Uhren fügen sich in die Umgebung ein.
Diese hier kommt zu spät, klaut dir deine Pommes und du möchtest trotzdem gerne so sein wie sie.
“Das hier ist mehr als nur Dekoration. Es ist Identität.”
Garage vielleicht, Coolness auf jeden Fall
Vielleicht fühlt sich dieses Schmuckstück in einer Garage am wohlsten.
Aber dann nicht in einer dieser klinisch reinen, Epoxidharz-beschichteten Garagen, die eher nach CrossFit- oder Foto-Studio aussehen.
Nein – diese Uhr gehört in eine Garage, die nach Benzin, verpatzten Chancen und großen Träumen riecht. Ein Ort, an dem Werkzeuge herumliegen und Ordnung nur durch „Vibes und starke Meinungen“ vermittelt wird.
Aber wenn ich so darüber nachdenke: Diese Uhr braucht keine Garage.
Sie passt überall hin.
Häng sie in die Küche. Zack, hast du ein Diner.
Ins Wohnzimmer? Glückwunsch, du hast jetzt eine Bar an der Route 66.
Ins Home-Office? Perfekt – ab jetzt erinnert dich jedes Zoom-Meeting daran, dass du eigentlich draußen auf zwei Rädern unterwegs sein wolltest.
Das hier ist mehr als nur Dekoration. Es ist Identität.
Und genau deshalb liebe ich diese Uhr so verdammt sehr. Sie ist rau. Sie ist laut. Und sie ist absolut meine Art von Wanduhr.